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Mittwoch, Januar 11, 2006

Film Nr. 7: Jarhead

Jarhead
(OT: Jarhead)
USA 2005
Regie: Sam Mendes
mit: Jake Gyllenhaal, Peter Sarsgaard, Jamie Foxx

Inhalt:

Es erklingen die Klänge von Wagners "Walkürenritt", Kampfhubschrauber sind im Anflug auf ein kleines vietnamesisches Dorf. Die Zuschauer dieses Spektakels bejubeln jeden einzelnen Raketenabschuss. Sie haben diese Szenen schon zigfach im Kino oder auf Video gesehen - es handelt sich um den preisgekrönten Anti-Kriegsfilm "Apocalypse Now" - die Zuschauer sind ausgebildete US-Marines, die aber das Ende dieser Szene nicht mehr sehen können, da sie den Marschbefehl erhalten. Voll im Adrenalinrausch sollen sie im Irak, einem gewissen Sadaam Hussein und seinen Truppen gehörig in den Arsch treten. Länger als zwei Wochen wird das schon nicht dauern, sagen sich die Mitglieder der Scharfschützen Spezialeinheit. Einer von ihnen ist Anthony "Swoff" Swofford, der sich nach einer harten Ausbildung, ebenso wie seine Kollegen, endlich einen Kampfeinsatz herbeisehnt. Doch dann war nur noch heißer Wüstensand. Der Krieg, auf den sie sich jahrelang vorbereitet haben, wird ohne sie stattfinden. Ständiges Training in der glühenden Hitze, Pornos schauen oder dumme Sprüche klopfen, können die ewige Langeweile auch nicht vertreiben. Aber eines Tages kommt für Swoff und seinen Kumpel Troy ein Spezialauftrag. Danach wird sich Swoff um so mehr ärgern, "dumm genug" gewesen zu sein, "diesen Vertrag zu unterschreiben".

Kritik:

"Jarhead" ist ein Film über Krieg, der sich aber betulich weigert, Kampfeinsätze und richtige Actionszenen zu zeigen. Nur zu Beginn, sieht man in typischer "Full Metall Jacket"-Manier, den harten Drill, den die Kadetten überstehen müssen. Leute, die verwundete und ehrenvoll sterbende Soldaten sehen wollen, die sich mit ihrer letzten Granate in der Hand auf den Feind wartend in die Luft sprengen, sind hier im falschen Film. Regisseur Sam Mendes ("American Beauty", "Road to Perdition") zeigt uns stattdessen den Krieg im Kopf eines Soldaten und versucht die Absurdität des Krieges näher zu beleuchten. Im ersten Medienkrieg, wie der 1. Golfkrieg auch genannt wurde, soll auch die Öffentlichkeit und die Heimat sehen, was die Jungs an der Front für Heldentaten vollbringen. Aber weil nichts zu zeigen ist, lässt Seargant Sykes seine Truppe in voller Montur inkl. Gasmasken und ABC-Schutzanzug zum Footballspiel antreten. Bei 40 Grad Hitze - und vor laufender Kamera. Leider muss man sagen, dass der handfeste Krieg nicht nur den Soldaten fehlt, sondern nach einiger Zeit auch dem Zuschauer. Unterlegt wird dies mit nervender Musik - ich muss nicht Nirvana im Hintergrund spielen hören, um zu wissen, dass Swoff sich schlecht fühlt. Auch vermeidet es "Jarhead" eine politische Stellung einzunhemen, nach all den kritischen Stimmen, die besonders der 2. Golfkrieg hervorgerufen hat. Nur nebenbei wird beispielsweise Unmut darüber geäußert, dass ein neues Medikament eingenommen werden soll, das gegen chemische Angriffe schützt. Man müsse nur einen Vertrag unterschreiben, dass man für jegliche, später auftretende Nebenwirkungen nicht die Army verantwortlicht macht. Erst in der zweiten Hälfte des Filmes findet Mendes auch endlich die Bilder für die Melancholie und die Absurdität des Krieges. Wenn die Truppe mitten im schwarzen Regen der brennenden Ölfelder entgeistert umherirrt, wenn Swoff, wie ein lebender Toter, neben einem verbrannten Leichnahm schweigend sitzt, dann entwickelt der Film ein apokalyptisches Szenario, welches die Sinnlosigkeit aller Kriege offenlegt. Dann kann man auch erst die Frustration nachvollziehen, die die Soldaten während ihrer Wartezeit durchmachen. So ist "Jarhead" zwar kein kontroverser, aber dennoch ein kraftvoller Film.

Wissenswertes:

- Der Film basiert auf dem autobiographischen Bestseller des echten US-Marine Anthony Swofford.

- Der Begriff "Jarhead" bezeichnet im Army-Slang mehrere Dinge: den kahlgeschorenen Kopf des Soldaten, aber auch die durch die Mason Jar Company hergestellten Helme, die von der Marine im Zweiten Weltkrieg getragen wurden, damit die Soldaten sich auf dem Schiff nicht den Kopf irgendwo anstossen. Negative Bedeutung: Das Hirn eines Soldaten ist so klein, dass es in ein Glas passt. Ebenso könnte das Glas ausgeleert werden und durch die Parolen und Regeln der Army ersetzt werden, wobei dann nur noch diese im Hirn übrigbleiben.

- Der erste Unterhaltungsfilm über den Golfkrieg war der gelungene "Three Kings" (Regie: David O. Russel, 1999), indem George Clooney, Mark Wahlberg und Ice Cube, den Schatz von Sadaam Hussein erobern wollen.

- Der Cutter des Films, Walter Murch, hat ebenso "Apocalypse Now" (Regie: Francis Ford Coppola, 1979), den sich die Soldaten im Kasernenkino ansehen, geschnitten.

Bewertung: 8 von 10